Überflüssig? Warum Führung heute wichtiger ist denn je.
Und was wir aus der Welt des Dirigierens für Leadership lernen können.
Immer wieder taucht die provokante Frage auf:
„Sind Führungskräfte überhaupt noch notwendig?“
Auf den ersten Blick scheint sie berechtigt. In einer Arbeitswelt, in der Automatisierung, KI und vernetzte Systeme immer stärker werden, liegt die Vermutung nahe, dass Führung vielleicht an Bedeutung verlieren könnte.
Die kurze Antwort: Nein, Führungskräfte sind nicht überflüssig.
Doch die Realität zeigt etwas anderes.
Je komplexer Systeme werden, desto wichtiger wird eine Person, die Orientierung gibt, Energien fokussiert und Entscheidungen trifft.
Und genau hier zeigt sich eine spannende Parallele zur Welt des Dirigierens:
Dort, wo viele Spezialistinnen zusammenspielen, braucht es jemanden, der diese Vielfalt zusammenführt und in eine Richtung lenkt.
1. Wenn Experten aufeinandertreffen, braucht es jemanden, der den Überblick behält
Was wir aus der Musik kennen, erleben wir genauso in Organisationen:
Ein Team voller Spezialist:innen funktioniert nicht automatisch gut.
Ein Orchester ist dafür das beste Beispiel.
Alle sind hochqualifiziert, jede Stimme für sich beeindruckend – und trotzdem klingt es ohne Dirigent schnell nach „jeder für sich“.
Weil jemand gebraucht wird, der das Zusammenspiel steuert. Und genau das ist auch in Unternehmen entscheidend:
Richtung klären: Wenn mehrere Optionen möglich sind, braucht es eine gemeinsame Entscheidungslinie.
Abläufe koordinieren: Wer setzt welchen Impuls? Welche Schritte greifen ineinander?
Tempo steuern: Projekte entwickeln sich unterschiedlich schnell – Führung sorgt für eine funktionierende Zusammenarbeit.
Energie bündeln: Stärken so zusammenführen, dass ein gemeinsamer Output entsteht – nicht nur parallele Einzelarbeit.
2. Moderne Technologie macht Führung nicht überflüssig – sie macht sie essenziell
Wir arbeiten heute in Systemen, die hochgradig vernetzt sind:
KI steuert Abläufe, Daten entscheiden mit, Teams sitzen über Zeitzonen hinweg verteilt, und kleine Fehler können große Folgen haben.
Organisationen funktionieren dadurch eher wie komplexe Orchester als wie klassische Abteilungen: viele „Instrumente“, viele Impulse, alles muss präzise ineinandergreifen.
Was Führung in diesem Umfeld konkret leistet:
Prioritäten setzen: Was machen wir zuerst, was später, was gar nicht.
Ressourcen ausrichten: Wer arbeitet woran und mit welchem Ziel.
Schnittstellen klären: Wer informiert wen, auf welchem Weg, in welcher Tiefe.
Bedeutung einordnen: Welche Zahl oder Entwicklung ist wirklich relevant – und welche nicht.
Technologie einbetten: Tools nutzen, um Arbeit zu erleichtern, nicht um sie zu verkomplizieren.
Teamzusammenhalt sichern: Auch wenn alle an unterschiedlichen Orten sitzen.
Stabilität schaffen: Besonders dann, wenn Projekte schnell irrelevant werden können oder viele Abhängigkeiten haben.
3. Je größer und komplexer das System, desto wichtiger die Führung an der Spitze
Ein kleines Ensemble, wie ein Kammerorchester kann durchaus ohne Dirigenten spielen. Ein z. B. 80-köpfiges Orchester? Kaum.
Genauso funktioniert es in Unternehmen:
Kleine Start-ups laufen oft intuitiv.
Mittlere Teams brauchen Synchronisation.
Große Organisationen brauchen klare, stimmige und inspirierende Leitbilder.
Hochkomplexe, technologische Systeme brauchen jemanden, der das Ganze im Blick behält.
Moderne Führung ist heute weniger "Chefsein" – und viel mehr Orchestrierung.
Und der Dirigent zeigt, wie das geht:
präsent
verbindend
vorausschauend
4. Dirigieren zeigt eine Form von Führung, die Klarheit schafft – ohne Dominanz
Im Orchester folgt niemand dem Dirigenten, weil er lauter oder prominenter wäre, sondern weil er Orientierung gibt:
Er macht sichtbar, wo das Ensemble hinwill und wie die einzelnen Beiträge sich einfügen.
Übertragen auf Organisationen heißt das:
klare Richtung, damit Teams nicht aneinander vorbeiarbeiten
gezielte Impulse statt ständiges Eingreifen
verlässliche Präsenz, auch ohne viele Worte
klare Erwartungen statt Kontrolle auf Mikroebene
Diese Art der Führung passt zu der heutigen komplexen Arbeitswelt:
Sie respektiert die Expertise der Beteiligten und sorgt gleichzeitig dafür, dass ihre Beiträge zu einem stimmigen Ergebnis führen.
Fazit: Führung bleibt zentral
Die Diskussion, ob Führung an Bedeutung verliert, greift zu kurz.
Gerade in hochvernetzten, spezialisierten Arbeitswelten zeigt sich, wie wichtig jemand ist, der Orientierung gibt, Entscheidungen einordnet und das Zusammenspiel steuert.
Das Dirigieren macht diesen Punkt sichtbar: Nicht Einzelkompetenzen entscheiden über das Ergebnis, sondern die Fähigkeit, sie aufeinander abzustimmen und in eine gemeinsame Richtung zu führen:
Abstimmung passiert nicht von selbst. Teams brauchen klare Impulse, damit Entscheidungen und Abläufe zusammenpassen.
Technologie ersetzt keine Einordnung. Daten liefern Fakten, aber Menschen geben ihnen Bedeutung.
Ein gemeinsames Zielbild ist notwendig. Ohne einen klaren geteilter Anspruch entsteht kein konsistentes Ergebnis.
Führung zeigt sich in Haltung. Menschen orientieren sich eher an Klarheit und Verlässlichkeit als an Anweisungen.
Komplexität braucht Steuerung. Je vielschichtiger Projekte und Strukturen werden, desto wichtiger wird die Person, die das Gesamtbild im Blick behält.
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Über die Autorin
Carmen Kraushaar ist Gründerin der bpw-akademie und langjährige Partnerin der Personalberatung QRC Group.
Sie berät seit über zehn Jahren Unternehmen bei der Besetzung von Fach- und Führungspositionen sowie Mitarbeiter und Kandidaten bei der Karriereentwicklung.
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